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Die Raunächte

Die Nächte zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige werden als "Raunächte" bezeichnet.

 

© Walter Pillgruber

Gedanken zu den Raunächten von Daniel Kretschmar, Pfarrprovisor

 

Rituale faszinieren. Rituale prägen den Alltag und geben eine Form von Sicherheit. Religiöse Rituale schaffen eine Verbindung zum Göttlichen oder zu einer geistigen Realität, die über das Irdische bzw. Materielle hinausgeht. In einer Zeit, in der man durch Konsum und Wohlstand übersättigt sein kann, suchen viele Menschen einen Kontakt zum Ursprünglichen, zu dem, was hinter allem Greifbaren liegt. Die geistige Welt hat etwas Unverfügbares. Sie ist nicht einfach fassbar und beherrschbar. In ihr herrschen andere Gesetze und der Mensch – da er ein auf die Transzendenz ausgerichtetes Wesen ist – hat immer Mittel und Wege gesucht, um auf diese Welt zuzugreifen und sie sich dienstbar zu machen.


Aus vorchristlicher, heidnischer Zeit stammen gewissen Rituale, die durch die Kirche Aufnahme in das religiöse Leben fanden. Das, was in ihnen gut war, wurde vor dem Hintergrund der Offenbarung des einzigen und wahren Gottes in den Jahreslauf eingebunden. Zu diesen Bräuchen gehören auch die sogenannten Raunächte, die an drei Übergängen zu wichtigen Festen liegen: Weihnachten, Neujahr und Dreikönig. Am Vorabend ist es Brauch, mit Weihrauch, vielleicht auch mit Weihwasser, und unter dem Gebet des Rosenkranzes das Haus und den Stall betend zu durchwandern. Der Weihrauch ist ein altes Opfer für die Götter bzw. wird er im Christentum nur zur Verehrung Gottes gebraucht. Nicht umsonst sind in der Frühzeit die Christen lieber in den Tod gegangen, als nur ein einziges Korn Weihrauch in die Opferschale vor den heidnischen Gottheiten zu werfen, weil sie wussten, dass allein Gott die Ehre gebührt und sie nicht falsche Götter ehren dürfen.


Der Begriff Raunacht leitet sich vermutlich vom Rauch ab, da klassisch durch den Priester bzw. den Vater als Oberhaupt der Hauskirche mit Weihrauch geräuchert wurde, um den Segen Gottes zu erbitten und die Dämonen zu vertreiben. Denn hinter der sichtbaren Welt kämpfen in der unsichtbaren Gut und Böse gegeneinander um die Seelen. Zwar sind der Teufel und seine Anhänger bereits durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi besiegt, aber sie haben eine noch gewisse Freiheit, die am Ende der Zeiten enden wird. Der (gesegnete) Weihrauch erfüllt den Ort, an dem er wie das Gebet aufsteigt, und kündet die Herrschaft Gottes an. Wenn darum in christlicher Haltung in den Raunächten die Rituale vollzogen werden, dann hat dies nichts mit Magie, Beschwörung oder der Anrufung spiritueller Kräfte zu tun. Stattdessen wird die Herrschaft Gottes, die Ankunft des Lichts in der Finsternis und die Freiheit der Christen verkündet. So sind diese christlichen Bräuche, auch wenn sie aus vorchristlicher Zeit stammen und geheimnisvoll auf die ewige Wahrheit verwiesen haben, hilfreich, um sich an Gott festzumachen und Ihn allein zu ehren, der den Sieg errungen hat und der den Segen spendet, durch den das Böse weicht und der dauerhaft ist.

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