Weihnachten 2025
Ein Weihnachten der Überraschungen
Spiritueller Impuls

Weihnachten 2025
Im vergangenen Jahr habe ich Weihnachten einmal ganz anders gefeiert. Zuerst mit allen anderen im trubeligen Hauptgottesdienst: „Ihr Kinderlein kommet“, Krippenspiel und „O du fröhliche“. Wie immer war es bummvoll, wer spät kam, musste stehen oder oben hinter der Altarwand sitzen, wo das Licht gedämpft ist, wo man alles hört, alles mitsingen und mitbeten kann, aber nichts sieht. Ich war spät dran und gesellte mich zu der kleinen Gruppe da oben. Nichts hätte mich besser vorbereiten können auf das, was am späteren Abend kommen sollte: Weil wir nichts sehen konnten, haben wir umso intensiver zugehört. „Es begab sich aber zu der Zeit…“ (Lk 2,1) Nie zuvor haben mich die Worte des Weihnachtsevangeliums so intensiv berührt. Es gab keine Ablenkung, nur das Wort.
Nach dem Gottesdienst mit den vielen jungen Familien das Gegenprogramm: Zuerst der Weg auf den Friedhof, der in der Christnacht einem Lichtermeer gleicht. Es gibt kaum ein Grab, auf dem nicht ein Kerzerl brennt. Der warme Schein ist weithin sichtbar. Er tröstet auch die, die am Heiligen Abend dort noch ein wenig Trost brauchen. Als es auch hier ruhig wurde, bin ich zu meiner nächsten Station aufgebrochen: Mit dabei die große alte Hausbibel in einem Korb, dazu ein paar Tannenzweigerl, Strohsterne und die Laterne. Im Altenheim war es ruhig, aber in einigen Zimmern brannte noch Licht. Ich klopfte an, fragte, ob ich hereinkommen dürfe. Ungläubiges Staunen! „Ja mei, so eine Freude! Dass du heute zu mir kommst!“ Ein kurzes Gespräch, die Augen hell. Voll Freude über das Licht in der Laterne und auf der Bibel. „Darf ich die Weihnachtsgeschichte vorlesen?“ Ein klares „Ja! Bitte!“ in allen Zimmern. Und dann war es wieder da. Dieses intensive Hören. Keine Ablenkung, nur das Wort: „Es begab sich aber zu der Zeit…“ – An diesem Abend wurde in allen Zimmern ein Kind geboren. In der Krippe. In den Herzen.
Bischöfin Prof.in Dr.in Cornelia Richter, Evangelische Kirche A.B. in Österreich
Weihnachten ist eine Zeit, die wir mit Familientreffen und Traditionen verbinden. Vielleicht gibt es auch bei Ihnen nach wie vor den Festtagsschmaus, den bereits die Mutter in Ihrer Kindheit zubereitete, vielleicht gehen Sie mit den Kindern in die Kindermette oder schicken sie mit dem Papa zum Eislaufen, um heimlich die letzten Vorbereitungen treffen zu können.
Und dann gibt es so Jahre, da überwiegen die unliebsamen Überraschungen:
Die selbstgemachte Mayonnaise für den Salat flockt aus, das Papier beim großen Packerl reißt auf, während man es unterm Baum drapiert, oder die Sternspritzer wurden vergessen einzukaufen.
Da wird es Zeit, um innezuhalten, tief durchzuatmen und daran zu denken, was zu Weihnachten wirklich zählt …