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Salzburg, 12.03.2024 (KAP) Auf den hohen Wert der Vielfalt in den Reformdebatten der katholischen Kirche hat die Theologin Klara-Antonia Csiszar hingewiesen. Vielfalt sei "eine Kraft der katholischen Kirche", erklärte die Beraterin der Weltbischofssynode am Montagabend bei einem Gastvortrag an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg. Statt um die "Mega-Themen der Synode" sollte der Fokus auf den "Spirit von Synodalität" gelegt werden. Denn wesentlich sei das Miteinander-unterwegs-Sein und, "wie wir dieses Miteinander konfigurieren. Dieses Miteinander hat Strukturen, aber es hat auch immer einen Geist", betonte Csiszar laut einer Aussendung der Erzdiözese Salzburg.
Synodalität gelinge, wenn erkennbar werde, "dass ich für gute Entscheidungen auch andere, eine Vielfalt, brauche, wenn mich Vielfalt fasziniert, wenn ich in diese Vielfalt hineinhorchen kann, ich davor keine Angst habe", sagte die Pastoraltheologin und Dekanin der Theologischen Fakultät an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz. Synodal Kirche zu sein, sei "schwer, jedoch möglich und schön".
Angesichts der vielen Krisen in der Welt würde sie sich wünschen, "dass dieses Ringen, das in der katholischen Weltkirche vier Wochen lang mühsam, doch gelungen war, auch auf anderen Ebenen unserer Gesellschaft, in Europa oder in der Welt stattfindet", betonte Csiszar.
"Nussschale der Konzilstheologie"
Prof. Csiszar sah eine besondere Herausforderung darin, die Rolle der Theologie in einer synodalen Kirche Jahrzehnte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) neu zu denken. "Synodalität ist eigentlich die Nussschale der ganzen Konzilstheologie, ohne Konzilstheologie versteht man diesen Synodalen Prozess nicht", erklärte sie: "In der Synthese wird klar, dass eine Re-Lektüre des Konzils momentan auf dem runden Tisch der Weltkirche steht."
Die Frage sei, wie die theologische Arbeit weltweit attraktiv gemacht werden könne, "und zwar so, dass sie Mut und Hoffnung gibt, motiviert und unterstützt". Die vier Wochen Weltkirche-Erfahrung beim ersten Teil der Synode im Oktober 2023 in Rom hätten ihr gezeigt, "dass das nur durch eine Haltung möglich sein wird, die einlädt, gute Fragen stellt, zuhört und fähig ist, Prozesse zu begleiten und sie nicht nur zu kritisieren".
Progressive und konservative Gruppierungen mit dem Fokus auf Europa würden davon ausgehen, "dass die gegenwärtige europäische Kirche in einer Krise sei. Sie würden sich aber grundlegend in der Krisendiagnose und den Handlungskonsequenzen unterscheiden", analysierte die Synodenberaterin. Die jeweilige Diagnose werde auf Basis des jeweiligen Kirchen-, Menschen- und Gottesbildes gestellt. Solche Debatten bzw. damit einhergehenden Polarisierungen "machen uns auch gesellschaftlich in Europa zu schaffen. Sie gefährden zunehmend sogar unsere Demokratie". In dieser Situation der starken Polarisierung lade der Papst zu einem weltweiten synodalen Prozess: "Es zeigt sich schnell, was auch in der Kirche notwendig ist: eine fundierte Kultur der Kritik und des Umgangs mit Spannungen." Die drei Achsen des synodalen Prozesses "Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe" sollen dabei helfen, "einen neuen Stil von Kirche-Sein" zu entdecken und anzueignen.
"Casino Royal" der Weltkirche
Im "Casino Royal" der Weltkirche - in der Synodenaula - hätten Akteurinnen und Akteure der Kirche, Laiinnen und Laien, Ordensmänner und Ordensfrauen, Studentinnen und Studenten, Priester, Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle vier Wochen lang "in einem neuen Stil des Miteinanders darum gerungen, wie wir zu einer synodalen Kirche der Mission werden können", erzählte Csiszar. Bei runden Tischen habe "ein Lernprozess auf Augenhöhe" stattgefunden. "Wichtig war es, über Themen frei, ohne Angst zu diskutieren, trotz Unterschiede miteinander im Gespräch zu bleiben, einander die Katholizität nicht abzustreiten, wenn etwas irritiert." An 21 der 36 Tische waren Frauen in der Rolle der Moderatorinnen und somit der Gesprächsleiterinnen. Überall sei respektvoll einander zugehört worden.
Csiszar zitierte den tschechischen Religionssoziologen und Priester Tomas Halík, wonach Synodalität "einen Beitrag dazu leistet, wie wir das Miteinander auch außerhalb der Kirche gestalten lernen und üben sollten". Durch die runden Tische wäre es möglich geworden, dass "Katholizität in ihrer Vielfalt tatsächlich zur Kraft wird - so wie auch die dogmatische Konstitution des Konzils darauf hinweist. Vielfalt ist eine Kraft der katholischen Kirche."
Über irritierende Punkte ins Gespräch kommen
Die Linzer Pastoraltheologin lud auch dazu ein, sich in den Ortskirchen bzw. Pfarren mit dem Text des bei der Weltsynode im Oktober 2023 beschlossenen "Synthese-Berichts" auseinanderzusetzen. Eine Möglichkeit könnte sein, irritierende Punkte aus dem Text auszuwählen und danach mit Expertinnen, Experten oder Vorbildern ins Gespräch zu kommen. "Synodale Kirche sein in der Mission" bedeutet für Csiszar, dass etwa Diözesen Berichte wieder nach Rom senden. Auch Best-Practice-Beispiele sollten direkt nach Rom gehen. "Hier ist jetzt Zeit und Raum, das zu schreiben - das wird gelesen", bekräftigte sie abschließend.
Die Linzer Pastoraltheologin, die als Expertin an der Weltsynode im Oktober 2023 in Rom teilgenommen hatte, referierte im Rahmen der Reihe "Theologie im Zeichen der Zeit". Zentrales Thema ist dabei die Frage, was Synodalität ausmacht. Mitveranstaltet wurde der Abend vom "Katholischen Akademikerverband Salzburg" (KAV).
Prof. Dietmar Winkler, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Salzburg, unterstrich in seinem Grußwort die Notwendigkeit für Kirche und Theologie, mit der Gesellschaft immer wieder neu, auch in synodaler Form, in Kontakt zu treten. Synodalität sei insofern "ein Wesensmerkmal der Kirche, das von uns derzeit nicht vollzogen wird", so sein Fazit, mit dem er zugleich einen Handlungsauftrag formulierte.
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